Offener Brief an Till Brönner

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, hat am 29. Oktober dem Jazz-Musiker Till Brönner in einem offenen Brief auf sein Videostatement geantwortet:

Lieber Till Brönner,

herzlichen Dank für Ihr deutliches Statement zu den bedrückenden Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Kulturbereich. Es ist sehr wichtig, dass die unmittelbar Betroffenen sich deutlich zu Wort melden.

Fast allen Ihren Ausführungen kann ich mich anschließen. Der jetzt beschlossene neuerliche Lockdown für den Kulturbereich ist sehr schmerzhaft und für sehr viele Kulturschaffende existenzbedrohend. Wir ringen deshalb mit der Politik darum, zumindest eine einigermaßen angemessene finanzielle Entschädigung sicher zu stellen. Und wir konnten in den letzten Monaten auch wichtige Unterstützungsmaßnahmen für den Kulturbereich anregen, wie u. a. das eine Milliarde Euro große spezielle Kulturinfrastrukturprogramm „Neustart Kultur“.

Auch deshalb haben mich Ihre Äußerungen über die fehlende Interessenvertretung im Kulturbereich sehr irritiert. Sie sagen in Ihrem Statement: „Wir in der Veranstaltungs- und Kulturbranche sind noch immer zu leise, weil wir keine ernstzunehmende Gewerkschaft haben.“

Der Kulturbereich hat gute Interessenvertretungen, allein den acht Sektionen des Deutschen Kulturrates gehören 261 Bundeskulturverbände an, das sind Berufsverbände, Gewerkschaften, Verbände der Kultureinrichtungen und Kulturwirtschaftsverbände, die mit großem Engagement die Interessen ihrer Mitglieder vertreten. Aber natürlich könnten die Berufsverbände und Gewerkschaften sicher noch mehr Gehör in der Politik und in der Öffentlichkeit erhalten, wenn mehr bekannte Künstlerinnen und Künstler sich in diesen Verbänden engagieren und Verantwortung übernehmen würden.

Lieber Herr Brönner,

am Ende Ihres Statements sagen Sie: „Aufwachen und zeigen, dass wir verstanden haben.“ Ich freue mich in diesem Sinne auf Ihre zukünftigen Aktivitäten in einem der Kulturverbände oder vielleicht wollen Sie sogar einen neuen Verband gründen. Wie auch immer, gemeinsam sind wir noch stärker.

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates