Albert Banska-Holzschnitte

ALBERT BANSKA Ausstellung 10.Nov. 2020 – 10. Feb. 2021

Albert Banska war ein Künstler und Naturfreund, der den ersten und zweiten Weltkrieg miterlebte. Als „Meister des Holzschnitts“ schuf Albert Banska viele Werke mit Motiven von harmonischen Landschaften, alten Architekturen und vielen mehr.

Der kluge und freiheitsliebende Künstler gewann mit seinen Werken viele Freunde und Anhänger, die ihn unterstützten und seine Kunst liebten und wertschätzten. Seine Holzschnitte in handwerklicher Präzision und Meisterschaft haben nicht nur den Kunstkenner begeistert. Auch den sogenannten „kleinen Mann“ mit dem nicht gerade großen Geldbeutel ergriff die Begeisterung für Albert Banska´s Kunst.

Banska wurde am 12. April 1889 in Fischbach in der Oberpfalz geboren. Nach der Vollendung seiner Lehre und Arbeit im Bereich der Keramik, besuchte Albert Banska 1910 die königliche Kunstgewerbeschule in München, einer der bedeutsamsten künstlerischen Ausbildungsinstitutionen. Der Schweizer Künstler und Grafiker Max Bucherer lehrte ihn dort die Kunst des Holzschnittes. Im Frühling 1911 reiste er nach Italien, wo er immer wieder Neapel und die Toscana aufsuchte, und nach Ascona, der tiefst gelegene Ort in der Schweiz. Dort lebte er für einen kurzen Abschnitt seines Lebens und hatte eine höchst ungebundene, paradiesische Zeit, trotz ständiger Geldbeutelnöte, die aber die Schaffensfreude des jungen Künstlers in keiner Hinsicht beeinträchtigten. Dort hatte Banska reichliche Vorbilder für seine Werke durch die idyllischen und herrlichen Landschaften, die in diesen Orten zu entdecken waren.

Diese Zeit voller Freiheit verbrachte er gerne mit seinen österreichischen Freunden – Toni Faistauer und Robin Christian Andersen – die ihn durch lange Wander- und Hungerjahre begleiteten und unterstützten.

Der freiheitsliebende Albert musste höchst unwillig Soldat im ersten Weltkrieg werden, was er einschließlich bis zum Zusammenbruch 1918 auch bleiben musste. In den letzten Kriegsmonaten verschlug es ihn nach Würzburg, wo er nun auch die Schönheit des Frankenlandes für seine Werke nutzen konnte. Dort nistete er sich mit seiner Frau Anna in eine Dachwohnung im Hause des ehemaligen Textilhauses Freudenreich am Schmalzmarkt ein, mit Blick auf dem Marktplatz und der Marienkapelle. Speziell für seine Frau hat er auch einen Holzschnitt angefertigt.

Beharrlich und voller Zuversicht arbeitete Albert Banska an seinen Holzschnitten, durch denen er nach und nach immer mehr Freunde fand, besonders im Kreise der damaligen „Wandervögel“, einer Jugendbewegung, in der Jugendliche zusammen wandern gingen, Abenteuer erlebten und ihre individuellen Persönlichkeiten auslebten gegen den autoritären Einfluss von Eltern und Lehrern. 1901 in Berlin von Karl Fischer gegründet, breitete sich diese Strömung der bürgerlichen Jugendbewegung rasant aus. Noch heute existieren Ortsgruppen in ganz Deutschland und auch Banska selbst war Mitglied dieser Bewegung.

Nachdem Banska immer bekannter wurde, entwickelte sich seine Wohnung zu eine Art Museum und einem Treffpunkt, der nicht nur Kunstliebhaber willkommen hieß, sondern auch einfache Menschen, die Geschellschaft suchten. Im Hause Banska‘s konnte man neben seinen eigenen Werken auch Werke anderer zeitgenössischer Künstler anschauen. Auch konnte man durch schöne alte Bücher stöbern, wertvolle Münzen und andere Proben alter Volkskunst betrachten und wer Glück hatte konnte in einem etwas höher gelegenen Zimmer auch seine Frau Anna, die vom Beruf her Teppiche webte, beim Arbeiten zuschauen.

Viele Menschen suchten im Hause Banska‘s einen Rückzugsort und erfreuten sich an jemanden wie ihn, der in aller Stille und sorgfältigster handwerklicher Behutsamkeit an seine Platten schnitt, selber die Handabzüge herstellte und alles in saubere Passepartouts legte – immer geschmackvoll, ordentlich und sehr die Freude am Eigenbesitz fördernd. Noch dazu konnte man von dem viel belesenen Banska immer ein kluges Wort mit auf den Weg bekommen.

Ein großes Interesse des Künstlers waren alte Kulturen, besonders aus dem asiatischen Raum. Von den Weisheiten und Künsten Asiens konnte Albert Banska nicht genug kriegen. Neben diesem Studium unterhielt er zudem auch weltweite Bindungen zu den Weltsprachlern vieler Länder.

Würzburg wurde als einer der letzten Städte am 16. März 1945 Opfer des zweiten Weltkrieges. Der Bombenangriff zerstörte die Altstadt und kostete vielen tausenden Menschen das Leben. Jedoch waren Albert Banska und seine Frau Glückspilze. Als hätten sie es vorausgesehen verließen sie rechtzeitig ihr Schmalzmarkt-Idyll und machten es sich im Lützelgrund zwischen Randersacker und Lindelberg gemütlich. Dort schuf er seinen Steingarten, baute sich ein Haus hinein und hatte so einen schönen Ort mit einem Dach über dem Kopf, während viele Würzburger gezwungen waren, sich einen neuen Wohnort suchen zu müssen.

Als Anregung für seinen geliebten Steingarten war Banska’s Aufenthalt in Ascona und Italien. Diesen erschaffte er aus riesigen Blöcken aus fränkischem Muschelkalk und von Vielen wurde der Steingarten als ein kleines Naturwunder betitelt.

„Komme vom Handwerk (Keramik) – als 17jähriger nach Neapel „gewalzt“. Der Schweizer Max Bucherer war im Winter 1910 mein Lehrer im Holzschnitt. Frühling 1911 wieder in Ascona und Italien. Die Landschaft im Gegensatz zum Modell fand ich hier kostenlos – so wurde ich Landschafter – Toni Faistauer und Robin Christian Andersen waren meine Freunde durch lange schöne Wander- und Hungerjahre. Einmal hatte ich im Tessin eine alte Mühle gepachtet.

Dort trafen wir uns immer wieder. Das war unser Ausfallstor nach Italien, Südfrankreich und Dalmatien. Der Krieg verschlug mich nach Würzburg. Fränkischer Muschelkalk in meinem Steingarten gibt mir ferne Erinnerungen an Italiens Bergstädte und Kastelle, Sonne und Gärten.“

-Albert Banska‘s eigene Lebensbeschreibung

Am 20. Februar 1957 verstarb der Künstler nach einer kurzen Krankheit in einer Würzburger Klinik – nur zwei Monate vor seinem 68. Geburtstag. 20 Jahre nach Albert Banska’s Tod folgte ihn auch seine Frau, Anna Banska. Beide wurden auf dem Hauptfriedhof von Würzburg bestattet. Leider wurde das Grab der Banska’s vor einiger Zeit aufgegeben und existiert somit nicht mehr.

Aus Anlass des damals unerwarteten Todes von Albert Banska betitelte Heiner Reitberger als Kolumnist „Kolonat“ am 22. Februar 1957 in der Main-Post Albert Banska als der „Meister des Holzschnitts“.

Das Paar blieb (höchstwahrscheinlich) kinderlos. Von Familienangehörigen und Nachfahren der Banska‘s ist nichts bekannt.

Banska’s Kunst liegt im Holzschnitt. Der Holzschnitt ist eine Hochdruck-Technik, bei dem aus einer Holzplatte wie bei einem Relief Teile herausgeschnitzt werden. Die bleibenden erhabenen Stellen werden eingefärbt und wie ein Stempel per Hand oder mit Hilfe einer Presse auf Papier gedruckt, wobei ein seitenverkehrter Abdruck entsteht. Die Wurzeln des Holzschnittes liegen, wie das Drucken selbst und viele andere künstlerische Techniken, in China. Vorstufen zum Holzschnitt waren der Gebrauch von geschnittenen und geformten Stempeln und Siegeln.

Die Grundvoraussetzung für die Entwicklung des Holzschnitts war die Erfindung des Papiers, dass etwa 105 n. Chr. ebenfalls in China erfunden wurde. Die erste druckgraphische Technik, die dort entstanden ist, war die Steinabreibung. In Folge dazu entwickelte sich der Holzschnitt. Das erste klar datierbare chinesische Holzschnittbuch aus Dunhuang, was etwa aus dem Jahre 868 ist, ist jedoch so weit entwickelt, dass der Holzschnitt sogar früher entstanden sein muss.

In Europa entwickelte sich der Holzschnitt jedoch weitaus später. Obwohl das Bedrucken von Stoff mit einer hölzernen Matrix seit vielen Jahrhunderten schon üblich war, war die Bedingung für den Holzschnitt erst mit der beginnenden Papierproduktion in Papiermühlen in den 1390ern geschaffen. So entstanden die ersten Holzschnitte, damals Formschnitte genannt, erst um 1400. Häufig war es jedoch so, dass statt eines einzigen Holzschneiders, mehrere spezialisierte Handwerker zusammenarbeiteten. Ein Zeichner erschaffte den Entwurf, der Formschneider schneidet das Motiv in die Holzplatte und der Briefmaler druckte das Motiv auf Papier und kolorierte es meistens nachträglich.

In den Anfängen seiner Holzschnitt-Kunst hielt Albert Banska seine Werke in schwarz-weiß. Später erweiterte Banska aber sein Arbeitsgebiet und involvierte Farbe mit in seine Holzschnitte. Schließlich ging er von nur teilweise eingebrachten Einfärbungen komplett zum sogenannten Farbholzschnitt über, den er letztendlich mit Meisterschaft beherrschte. So verfeinerte er seine Farbholzschnitt-Technik und schaffte es, dass seine fertigen Abzüge eine nahezu aquarellhafte Wirkung erhielten.

Der Farbholzschnitt ersetzte das mühsame Nachkolorieren der monochromen Holzschnittdrucke. Unterschied zum normalen Holzschnitt ist – wie der Name schon angibt – dass statt eintöniger Farbe, mehrere Farben auf dem Holzschnitt aufgetragen werden. Zwei der meist genutzten Techniken waren einerseits mehrere Holzschnittplatten herzustellen, die dann jeweils Farben zugeordnet werden. Andererseits nutzten viele Holzschneider eine Variante, bei der nur eine Holzschnittplatte genutzt wurde. Auf dieser wurden dann alle verwendeten Farben aufgetragen. Die Farben konnten so ineinander verlaufen. Natürlich gibt es daneben auch andere Techniken, bzw. auch Techniken, bei der beide Varianten vermischt werden. So konnte besonders der Farbholzschnitt individueller vom Künstler angewendet werden.

Als Motive für seine Werke wählte Albert Banska hauptsächlich natürliche Motive, Landschaften, einheimische Architekturen und tierische Abbildungen. Banska besaß großen Respekt gegenüber der Natur und war als großer Naturliebhaber bekannt. Für ihn war die Natur eine große Inspiration für seine Holzschnitte und war ein äußerst wichtiger Antrieb für seine Schaffenslust. Das war auch ein Grund, warum das Figürliche in seinen Werken eine eher untergeordnete Rolle spielte, verglichen zu den Landschaften. Menschliche Figuren waren eine Seltenheit in seinen Werken. Nach Banska’s Umzug nach Würzburg entdeckte er die Würzburger Architekturen, Winkel und Orte für seine Werke. So kann man bekannte Bauten und Orte Würzburgs wiederfinden, wie zum Beispiel die Marienburg. Aber auch nicht mehr bekannte oder nicht mehr existierende Orte und Architekturen sind in seinen Werken zu sehen und anhand Banska’s Kunst bekommt man einen Einblick, wie es zu seiner Zeit aussah.

Das Papier, auf dem Albert Banska seine Holzschnitte abdruckte, war meist aus dem Holz des Maulbeerbaumes, was etwas dicker war als herkömmliches Papier. In seinen Holzschnittplatten und somit auch auf seinen Drucken steht immer sein Monogramm „AB“. Außerdem kritzelte Banska rechts unter dem Druck mit Bleistift immer seine Unterschrift „A. Banska“. Häufig gab Albert Banska seinen Werken Namen, die eher aus nur wenigen Worten bestehen und direkt das Motiv beschreiben. Jedoch legte der Künstler bei einigen seiner Werke keinen eigenen Titel fest.

Ausstellungen zu Albert Banska’s Werken gab es nicht nur nach seinem Ableben, sondern auch zu seinen Lebzeiten.

Banska‘s erste Ausstellung fand 1920 in Würzburg statt. Daneben war Albert Banska mit vielen anderen fränkischen Künstlern an fast jeder Gruppenausstellung mitbeteiligt. Speziell zu seinem 65. Geburtstag ehrte die Stadt Würzburg am 12. April 1954 den Künstler mit einer Ausstellung in der städtischen Galerie Würzburg. Für diese Veranstaltung schrieb Heiner Dikreiter, ein deutscher Landschafts- und Porträtmaler, über Banska. Dikreiter wirft den Leser zu Beginn seines Textes in die Kunstwerke Banska’s hinein: „Über enge, steile Weinbergstreppen steigen wir auf die Hohenrotberghöhe. Immer wieder neu packt uns das Bild: Hinter uns das geliebte Dorf mit seinen köstlichen Weinbergslagen und der nun zerstörten, früher aber so weitausladenden Bogenbrücken, weiter hinten, am Fuße des Bromberg, das alte Hätzfeld, und ganz von hinten heraus grüßt noch einmal die Festung…“ oder auch „Das Auge frißt förmlich die wechselnde Stimmungen, wenn die Sonne Wolkenschatten über das Land wirft. Über dicht bemoostes Gestein geht es hinweg, der Boden hebt sich, senkt sich, ausgespült ist der Pfad vom langanhaltenden Regen, nur Gestein, kein Sand, kein Lehm – und doch reichen die Weinberge fast bis in unsere Nähe…

Dikreiter erzählt vom Leben von Albert Banska und wünscht ihm in den letzten Zeilen des Textes, „daß der Künstler, zur Freude seiner vielen Freunde, noch recht lange in seinem Steingarten-Idyll im Lindelbacher Grund an der Arbeit bleiben kann.

Leider ging Dikreiters Wunsch nicht in Erfüllung, da Albert Banska – wie schon erwähnt – nicht einmal 3 Jahre nach der Ausstellung verstarb.

Zu Ehren Banska’s fertigte Heiner Dikreiter neben seinem Text außerdem auch ein Gemälde vom Künstler an.

Albert Banska’s Werke finden noch heute große Beliebtheit und Ansehen. Viele Werke verweilen heute im Besitz von Sammlern und Galerien, die mithilfe von Auktionen, Ausstellungen und anderen Veranstaltungen das Interesse an der Kunst Banska’s weiter brennen lassen. Auf dieser Art und Weise lebt ein Stückchen des Künstlers, seiner Geschichte und seiner Persönlichkeit in seinen Kunstwerken weiter.