Mary Quant ist tot

93 Jahre ist diese wunderbare Rebellin geworden. Mit ihrer Haltung und ihrer zweiten Haut, der MODE hat sie in den 60ger Jahren die sexuelle Revolution eingeläutet. Nicht nur im konservativ ausgerichteten England war ihr Minirock als sichtbares Zeichen ein Schock, – auch für unser biederes Denken war dies ein solcher Affront, dass Tante Emma auf der Straße hinter den Mini.Berockten mit Stock und Schimpfe her war. Genutzt hat es ihnen nichts. Der Siegeszug der freien Liebe war nicht aufzuhalten. Zuerst quer durch die Betten, dann bis heute in unseren demokratisch geführten Ländern: Liebesheiraten an Stelle von „so ist es am, besten für Land, Besitz und Klasse“.

Mary Quant!

Wir wünschten uns mehr Menschen dieser Couleur.
Die, die Zeitzeichen erkennen, sie durchleben und dann sofort HANDELN.
Wir haben wieder ein solches Zeitzeichen.
Jetzt ist es die Bremse der fossilen Ausbeutung und Genug statt Mehr. Und wieder haben wir keine Politiker, die das Wissen mit Gewissen in die Tat umsetzen. Ich leide mit Robert Habeck – der sehr authentisch und ehrlich ist – und Annalena Baerbock – die deutlich den Mund aufmacht. Sie sind gebunden an eine Rückschritts.Partei, die die Zeichen der Zeit nicht verstehen will und Angst vor Veränderung hat.
Was tun?
In Verehrung der Mary Quant werde ich noch diese Woche den Fridays for Future beitreten.
Für eine ZUKUNFT.

#MaryQuant #Rebellin #Mini #Minirock #Revolution #England #Zeitzeichen #Zukunft #VDMD

(Bild: Mary Quant von Künstler Gerd Michel portraitiert)

READ.ABLE.TIPP Matthias Horx

99 – Durch Krisen wachsen
Wie man der Zukunfts-Paranoia entkommen kann!

Als Zukunftsforscher werde ich oft von Journalisten gefragt, wie wir die Stapel-Krisen unserer Zeit – Krieg, Inflation, Long-Covid, Immer-Covid, China, Dürre, Gaspreisexplosion, Bahnchaos, Fachkräftemangel, Klimakatastrophe, die Liste ist endlos – jemals überwinden können.

MÜSSEN wir nicht Angst haben? Noch VIEL MEHR ANGST vor der Zukunft?

Ich versuche dann, freundlich und ruhig zu antworten. Etwa, dass Angst etwas Gutes hat. Sie will uns ja wachmachen. Aber dass man Krisen nicht einfach „überwinden” kann, im Sinne von: es wird alles so wie früher. Krise kommt vom griechischen krísis – Entscheidung, Loslösung, Wendung. Man kann zum Beispiel auf Krisen reagieren, indem man…

Spätestens an dieser Stelle hat mich der Journalist längst unterbrochen. Das will er überhaupt nicht wissen. Er will ja lediglich die Bestätigung dafür, DASS WIR IMMER MEHR ANGST HABEN MÜSSEN!

Bei Hoffnung und Veränderung schalten die meisten ab.
So bleibt am Ende nur Helene Fischer oder Weltuntergang.
Beziehungsweise beides gleichzeitig.
Also, die pure Apokalypse.

Es gibt prinzipiell drei Möglichkeiten, mit Krisen umzugehen.

Die erste ist die Angststarre.

Wir starren plötzlich dauernd in Bildschirme, wühlen uns durchs Internet, immer auf der Suche nach Zeichen dafür, wie schlimm es schon geworden ist. Dieser Immerschlimmerismus versetzt uns in eine Art Trance, in der wir nur noch das Negative und Bedrohliche, das Unmögliche und Vergebliche wahrnehmen können. Unsere Weltsicht schnurrt sich auf einen engen Wahrnehmungstunnel zusammen. Das endet früher oder später in einer Depression.

Die zweite Strategie nenne ich den Untergangs-Komfort.

Oder den Apokalypse-Hochmut. Es ist eine Haltung, die die Welt verloren gibt, und daraus Kapital schlägt. Elisabeth Raether schreibt in der ZEIT:
„Für viele Leute ist, paradoxerweise, die Apokalypse ein gemachtes Bett…“

ZEIT: „Heikel Sonnenschein”, 18.8.2022

Um diesen rätselhaften Satz zu verstehen, müssen wir uns ein wenig mit Evolutions-Psychologie befassen. Unser Hirn ̶̶– besser: unser MIND – ist nicht so sehr an Wahrheit oder „Realität” interessiert. Um in der Evolution zu überleben, und um schnell auf Bedrohungen reagieren zu können, brauchten wir vor allem Stimmigkeit zwischen unseren inneren Modellen und den Repräsentationen der Wirklichkeit.
Wenn es in uns selbst düster aussieht, rücken apokalyptische Vorstellungen die Welt wieder ins Lot. Das Innen und das Außen passen wieder zusammen. Das erzeugt paradoxerweise ein Gefühl der Befriedigung. Der Überlegenheit. Wir versetzen uns in eine höhere Position, von der wir auf die verderbte, untergehende Welt hinabschauen können.
Ich habe es ja immer schon gewusst!
Menschen sind einfach dumm!
Wir sind zum Aussterben verdammt!
Wird auch Zeit!

Die gesamte Kolumne finden Sie hier.

#Horx #Matthias #Forscher #Zukunft #Krisen #Wachsen #Paranoia

IMPORTANT.TIPP Kulturschaffende werden bei Krankenversicherung benachteiligt

Deutscher Kulturrat fordert Gesundheitsminister Karl Lauterbach zum schnellen Handeln auf

Berlin, den 11.01.2023. Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, begrüßt die Vereinbarung im Koalitionsvertrag von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP, dass künftig die Beiträge von Selbstständigen zur gesetzlichen Krankenversicherung strikt einkommensbezogen erhoben werden sollen. Hierfür ist eine Änderung von Sozialgesetzbuch V (Gesetzliche Krankenversicherung) von Nöten.

Selbstständige, die sich in der gesetzlichen Krankenversicherung versichern, müssen aktuell mindestens 201,24 Euro monatlich als Beitrag zur Kranken- und Pflegeversicherung zahlen. Dieser Betrag bezieht sich auf ein fiktives Mindesteinkommen in Höhe von 1.096,67 Euro im Monat, auch wenn das tatsächliche Einkommen geringer als das fiktive Mindesteinkommen ist. Ist das tatsächliche Einkommen hingegen höher, werden Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung maximal bis zur Beitragsbemessungsgrenze von derzeit 4.837,50 Euro im Monat fällig.

Viele Selbstständige aus der Kultur- und Kreativwirtschaft erzielen regelmäßig ein monatliches Einkommen, das deutlich unter dem fiktiven Mindesteinkommen von 1.096,67 Euro liegt. Laut dem Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft 2021 (hg. vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) sind viele Selbstständige der Kultur- und Kreativwirtschaft „Mini-Selbstständige“, d.h. sie erzielten im Jahr 2020 einen Jahresumsatz unterhalb der Kleinunternehmer-Definition von seinerzeit 17.500 Euro. Von diesem Umsatz müssen noch die Betriebsausgaben abgezogen werden. Ihr monatliches Einkommen ist entsprechend gering.

Ein Teil der Selbstständigen und der „Mini-Selbstständigen“ aus der Kultur- und Kreativwirtschaft ist, sofern das Kriterium einer künstlerischen oder publizistischen Tätigkeit erfüllt wird, über die Künstlersozialversicherung kranken-, pflege- und rentenversichert und zahlt ähnlich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die Hälfte der Beiträge.

Andere, die nicht künstlerisch oder publizistisch tätig sind, müssen sich als Selbstständige kranken- und pflegeversichern und die kompletten Beiträge zahlen. Dies bedeutet insbesondere für die „Mini-Selbstständigen“ eine erhebliche finanzielle Belastung. Über die Künstlersozialversicherung versicherte Selbstständige, die neben ihrer selbstständigen künstlerischen Tätigkeit eine nicht-künstlerische selbstständige Tätigkeit ausüben und bei denen die nicht-künstlerische selbstständige Tätigkeit überwiegt, verlieren den Kranken- und Pflegeversicherungsschutz über die Künstlersozialkasse und müssen ebenfalls wenigstens den Mindestbeitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung zahlen. Viele Mini-Selbstständige und Selbstständige der Kultur- und Kreativwirtschaft stellt dies vor große finanzielle Probleme.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: „Wir fordern Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf, schnell eine Novellierung des Sozialgesetzbuches V (Gesetzliche Krankenversicherung) auf den Weg zu bringen und damit das Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag, eine strikte einkommensbezogene Bemessung der Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung auch bei Selbstständigen einzuführen, in die Tat umzusetzen. Wir fordern weiter, dass bei der einkommensbezogenen Bemessung der Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung für Selbstständige ähnlich wie bei abhängig Beschäftigten das Erwerbseinkommen zugrunde gelegt wird. Die jetzige Regelung benachteiligt Kulturschaffende, die nicht Mitglied der Künstlersozialversicherung werden können und ein niedriges Einkommen haben, extrem.“

#Versicherung #Kulturrat #Berlin #Beitrag #Kultur #Sozial #Selbstständig #VDMD

IMPORTANT.TIPP – Freispruch im Prozess um Corona-Soforthilfe

Warum es wichtig ist, nicht aufzugeben, sondern sich gegen die Rückzahlungsforderungen der Landesregierungen zu stellen.

Kurz vor Weihnachten haben wir von mehreren unserer Mitglieders erfahren, dass sie von ihrer Landesregierung einen Brief erhalten haben, in dem sie aufgefordert werden, selbst zu berechnen und zu entscheiden, ob sie einen Teil der ausgezahlten Corono-Soforthilfe zurück bezahlen müssen.

Jetzt liegt hierzu ein Urteil des OLG Düsseldorf vor, dass als Vorbild für alle Soloselbstständigen zählt.

Es nimmt in erfreulicher Weise die Lebenswelt von Selbstständigen in den Blick und liefert einen wichtigen Beitrag zur Abgrenzung von haupt- und nebenerwerblicher Selbstständigkeit.

In dem Fall, der dem Urteil zu Grunde liegt, wurde der Betroffenen vorgeworfen, dass ihre selbstständige Tätigkeit nicht im Haupterwerb ausgeübt hat. (Nur für selbstständige Tätigkeit im Haupterwerb durfte jedoch Corona-Soforthilfe beantragt werden.)

Wann also liegt eine selbstständige Tätigkeit im Haupterwerb vor?
Wenn das erzielte Einkommen mehr als die Hälfte des persönlichen Einkommens ausmacht, sagte die Staatsanwaltschaft. Das sei das relevante Kriterium.
„Es handelt sich um eine Grundsatzentscheidung“

Dem hat das OLG Düsseldorf nun widersprochen.
Es geht, ganz anders als die Staatsanwaltschaft, auf die tatsächliche Lebenswelt von Selbstständigen ein und nimmt das ganze Bild in den Blick.

Es komme auch darauf an, wie viel Zeit und Geld die selbstständig tätige Person investiere und in welchem Stadium ihrer Selbstständigkeit sie sich befinde.
„Selbst wenn anfängliche Gewinne nach dem Beginn einer selbstständigen Tätigkeit fehlen sollten, wäre dies durchaus üblich und nähme der gewerblichen Tätigkeit nach Ansicht des Senats nicht die Qualifizierung als Haupterwerbstätigkeit“, heißt es im Urteil.

„Überdurchschnittlich hohe persönliche Belastung“
Zweifel hatte die Staatsanwaltschaft auch an der hohen Arbeitszeit im vorliegenden Fall.

Auch hier ging das Gericht auf die besondere Situation von Selbstständigen ein: „Zutreffend deuten die Ausführungen des Landgerichts darauf hin, dass Jungunternehmer ebenso wie Berufsanfänger – jedenfalls zu Beginn ihrer Tätigkeit und für einen überschaubaren Zeitraum – bereit sind, überdurchschnittlich hohe persönliche Belastungen hinzunehmen.“

Ihr seht, dass es sich macht, sich gegen Rückzahlungsforderungen der Landesregierungen zu wehren.
Wenn es auf Euch trifft, dass Ihr Gelder zurückzahlen sollt, schickt uns den Brief in Kopie zu.
Wir werden mit den Landesregierungen Kontakt aufnehmen.

#Freispruch #Gericht #Urteil #Selbstständig #NRW #Corona #Soforthilfe #Rückzahlung #Forderung #Düsseldorf #Council

DAILY.STORY.TIPP Hand aufs Herz

Der COUNCIL für KUNST und DESIGN hat zum Generation-Workshop eingeladen.
6 BestAger der Hueberspflege (https://www.buergerspital.de/wohnen-pflege/seniorenheime/hueberspflege/index.html), ihre Betreuerinnen und unsere Praktikanten sind der Einladung gefolgt.
Die Vizepräsidentin des VDMD, Susan Wrschka, wurde mit der Durchführung des Workshops beauftragt.

Links Susan Wrschka, Vize-Präsidentin des VDMD, rechts Aranka Greff, Pflegedienstleiterin Hueberspflege

Was folgte war eine wahre Flut an Ideen, Farbrausch und mutigen Gestaltungsansätzen der zu gestaltenden Platz-Sets.

Es wurde genäht, geklebt, gedruckt, gepatcht, geflochten und improvisiert. Jeder nach seiner Fasson.
Im Frühjahr wollen wir uns wieder treffen und da weiter machen.

#Generation #BestAger #Senioren #nähen #kleben #drucken #patchen #flechten #improvisieren #Frühjahr #Ideen #Council #Kunst #Design #Workshop #VDMD #SusanWrschka

WEEKLY.COMMENT Lydia González Whittingham

Sie ist Studentin im 3. Studienjahr an der Modefachschule Sigmaringen.
„…manchmal sind Träume es wert, alles dafür zu bezahlen, was man hat und noch mehr, sich auf das Abenteuer „Ich“ einzulassen und zu schauen, wohin es einen führt.“

Was kostet ein Traum?
(An die Menschen, die den Preis nicht kennen)

Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals eine Zeit gegeben hätte, in der es für mich nicht oberste Priorität hatte, meinen Leidenschaften nachzugehen. Angefangen im Kindergarten, wo ich grundsätzlich nie an den Ausflügen zum Spielplatz teilnehmen wollte und so jedes Mal fürchterliche Bauchschmerzen simulierte,um drinnen bleiben und zeichnen zu dürfen, bis die anderen wiederkamen.  Zum Leidwesen meiner späteren Lehrer, hatte ich den „Dreh“ raus. Ich wusste, dass das Vortäuschen von Halsschmerzen und Magen-Darm-Grippe eine Art Universal-Zauberspruch war, um dem lästigen Schulalltag und den Klassenkameraden, die man eh nicht ausstehen konnte, zu entgehen. Wenn mal keine Ausrede half, dann war ich zwar anwesend, aber brachte nichts zu Papier – außer Skizzen, sehr viele Skizzen.

Irgendwann hielt ich selbst das Ausreden finden für reinste Zeitverschwendung und so kam es, dass ich einen Großteil der Zeit, die ich hätte in der Schule verbringen sollen, zuhause blieb und dort das tat, was mir das Wichtigste war. Ich zeichnete. Wie man sich vermutlich denken kann, waren diese Jahre geprägt von Ärger und sozialer Isolation. Meine schulische Laufbahn verlief also alles andere als reibungslos und auch im späteren Berufsleben sah das nicht anders aus. Ich suchte mir einen Job, bei dem es möglich war, mich nebenher mit Stift und Papier zu beschäftigen. Da das jedoch irgendwann so sehr überhand nahm, dass das ein oder andere Gespräch mit Vorgesetzten nicht aus blieb, schien auch das nicht die Lösung zu sein, nicht mein Weg zu sein. Nun könnte man meinen, es wäre mir möglich gewesen, mich einfach zusammen zu reißen, Beruf und Hobby zu trennen und meine kläglichen Versuche, ein „normales“ Leben zu führen, seien aufgrund meines eigenen Mangels an Selbstkontrolle und Disziplin gescheitert. Dem muss ich in jeder Hinsicht widersprechen. Ich hatte keine Wahl. Denn das, was andere als „Hobby“ belächelten, war nie etwas anderes, als meine Bestimmung, eine Passion, die sich Jahr für Jahr immer mehr dem Wahnsinn näherte und jeder Anlauf, den ich nahm, meine Dränge in irgendeiner Art und Weise zu unterdrücken, mich wie alle anderen zu verhalten, endete in tiefstem, alles umfassendem Unglücklichsein. Was immer mir die zeitliche und kreative Freiheit nahm, war ein Feind in meinem Leben und erst, als ich das für mich akzeptierte, als ich mich selbst so akzeptierte, wie ich eben war, da begannen sich die Türen zu öffnen.

Nach über 15 Jahren, die ich damit verbrachte, gegen mein Wesen anzukämpfen und mich in die Gesellschaft, wie sie um mich herum eben war, einzufügen, erhielt ich ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte: Eine Online-Ausbildung zum Modedesigner an der Modefachschule Sigmaringen. Ich schmiss alles hin. Ich warf meinen Job samt der Selbstständigkeit, die ich nebenbei plante, über Bord. Ich cancelte Pläne und Reisen.
Ich räumte meine Wohnung um, alles musste raus, denn ich brauchte Platz. Viele Kindheitserinnerungen, Weihnachtsgeschenke der letzten Jahre, selbst nicht absolut notwendige Möbel, alles wurde verschenkt, gespendet oder landete auf dem Sperrmüll.
Ich stellte mich ein, auf eine Zeit, in der ich mit einem lächerlich niedrigen BAföG Satz auskommen sollte, schlug mich mit Behörden und Ämtern herum, die so gar nicht verstehen wollten, was mein Kurswechsel zu bedeuten hatte. Ich investierte alles Geld, was mir noch geblieben war, in Materialien, Gebühren und Gerätschaften, verschuldete mich für die nächsten Jahrzehnte und als wäre all das nicht genug, sagte ein Teil von mir wehmütig „Lebwohl“ zu den Menschen, die mich bisher umgaben, denn ich wusste, weder Ablenkung noch negativer Einfluss dürften in diesem neuen Abschnitt einen Platz haben. In welchem Maße all das dann auch wirklich eintraf, war mir zu dem Zeitpunkt noch überhaupt nicht bewusst.

Doch genau so kam es, sogar aggressiver als vermutet. Man sollte meinen, ein plötzlicher finanzieller Absturz dürfte keine Auswirkung auf bestehende und bis dahin gut laufende Freundschaften haben, doch umso mehr Geld ich in Stoffe, Papiere, Garne, Kurzwaren investieren musste, umso weniger Geld hatte ich für feucht-fröhliche Abende, Ausflüge oder Kinobesuche und umso seltener wurde ich angerufen. Und allem voran wirkte sich der Zeitmangel, der plötzlich meinen Alltag beherrschte, so aus, dass ich irgendwann nicht mal mehr Zeit fand, WhatsApp Nachrichten regelmäßig zu lesen und zu beantworten. Ich fand kaum noch freie Tage, um alte Freunde zu besuchen, wenn diese sich weiter als 10km entfernt von mir entfernt befanden und der entgangene Anruf meiner ältesten Freundin ist jetzt schon über eine Woche her. Ich habe nicht zurückgerufen. Es ist nicht so, als würde ich all diese Menschen nicht vermissen, als wäre mir nicht bewusst, wie sehr ich sie vernachlässige, aber die Zeitzone, in der ich jetzt lebe, ist eine völlig andere als ihre.

In der Welt, in der ich mich gerade befinde, drehen sich die Zeiger der Uhr schneller, der Druck ist größer, die Erwartungen höher. Während sie ins Bett gehen, um sich von ihrem Arbeitstag zu erholen, ist meiner noch längst nicht zu ende. Oft sitze ich bis tief in die Nacht noch an Projekten, das Netflix-Abo ist unbemerkt abgelaufen, die Stromkosten gesunken, Zeit zum Kochen ist nicht mehr und der Briefkasten quillt über vor kostenlosen Zeitschriften und Prospekten. Keine Zeit für Nebensächlichkeiten, denn die Fristen für Projektabgaben, dem Anfertigen von Werkstücken, das Festigen von Erlerntem, machen weder Halt vor Wochenenden noch Familien-Geburtstagen. Zeit, die ich mit meinem Privatleben verbringe, sei es der wöchentliche Einkauf, Telefonate mit Ämtern (die mich immer noch nicht in Ruhe lassen) oder ein Arzttermin, gilt es wieder reinzuarbeiten und die Lücken im Wochenplan, die bei all dem noch bleiben oder die ich mir erlaube einzuräumen, die widme ich aus tiefster Überzeugung meiner Familie. Wenn ich doch selbst für sie schon viel zu wenig Zeit habe, wie soll ich es da schaffen, noch Smalltalk mit Freunden unterzukriegen? Ich trage sie im Herzen und denke an sie – ständig, aber mehr als liebevolle Gedanken und ein schelmisches Lächeln beim Zurückdenken an gemeinsame Erlebnisse bin ich momentan nicht imstande zu geben. Ich hoffe, dass der ein oder andere die Geduld hat, auf mich zu warten und das Verständnis aufbringen kann, dass meine Prioritäten sich verändert haben.

Aber ebenso möglich ist es, dass ich allein sein werde, wenn ich mit meiner Ausbildung fertig bin – allein und bis über beide Ohren verschuldet. Ja, so kann es aussehen: das Opfer, das man bereit sein muss zu erbringen, um den einzigen Weg zu gehen, der sich für einen richtig anfühlt; der Preis, den man für seinen Traum zu zahlen hat. Bevor man so einen Weg beschreitet, sollte man gut abwägen. Ist der Traum es wert, so vieles aufzugeben, sich so sehr durchzukämpfen? Ich für mich kann diese Fragen nur mit „Ja“ beantworten. Ich bin auf dem Weg, meine Passion zum Beruf zu machen, meine Träume zu manifestieren. Ich legte das Smartphone aus den Händen, um Nessel zu bügeln, tauschte das Weinglas gegen ein Kurvenlineal, den Jahresurlaub gegen eine Overlock und statt mich mit meinen Freunden vor Lachen zu krümmen, diskutiere ich nun mit meiner Schneiderpuppe, wer sich wem zu unterwerfen hat.

Und trotz alledem, was ich zurücklassen und ersetzen musste, trotz der Monate, in denen das Geld nicht mal bis zum 20. reicht und der Abende, an denen ich nicht weiß, wen ich, außer der Familie, noch anrufen kann, wer noch gut auf mich zu sprechen ist und das Telefon nach langem Überlegen meist einfach wieder beiseite lege, trotz alledem bin ich glücklicher und näher an mir selbst, als je zuvor. Ja, manchmal sind Träume es wert, alles dafür zu bezahlen, was man hat und noch mehr, sich auf das Abenteuer „Ich“ einzulassen und zu schauen, wohin es einen führt.

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5. KUNST.KULTUR.KONGRESS-ZUKUNFTSWERKSTATT – FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG Vortrag und Diskussionsrunde

Am 29. Juli 2022 fand die Abschlussverstaltung des 5. KUNST.KULTUR.KONGRESS im Audimax der Julius-Maximilians-Universität Würzburg statt.
Der Soziologe und Umweltwissenschaftler Dr. Michael Kopatz hielt seinen Impulsvortrag: „Ökoroutine – Ökomoral – Wirtschaft ist mehr“.

Anschließend fand die hochkarätig besetzte Diskussionsrunde zu diesem Thema statt. Mit dabei waren Dr. Michael Kopatz, Prof. Dr. Anja Schlömerkemper (Vizepräsidentin der Universität Würzburg und Sprecherin des Nachhaltigkeitslabors der Uni Würzburg WueLAB), Ulrike Kähler (CEO IGEDO Company und CEO der Nachhaltigkeitsmesse Green Room) und Ulrich Emmerling (Vorstand zukunftshaus: Würzburg).
Moderiert wurde das Event von Prof. Dr. Sven Schimpf (Geschäftsführer Fraunhofer-Verbund Innovationsforschung Stuttgart und Direktor Institut für Human Engine.

Den Vortrag von Dr. Michael Kopatz finden Sie hier:

Die Diskussionsrunde finden Sie hier:

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